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Musikfestival

Info´s auf der Homepage des Festivals!

www.festival-django-reinhardt.de




Memorial Django Reinhardt -Sinti-Musikfestival in Hildesheim


Das seit dem Jahr 2001 alljährlich veranstaltete sogenannte Django Reinhardt Festival ist aus dem Kulturkalender der Stadt Hildesheim nicht mehr weg zu denken.
Präsentiert werden bei diesem Open-Air-Konzert im Innenhof des Gut Steuerwald vor historischer Kulisse aus dem 14. Jahrhundert hochkarätiger, populärer und moderner Gypsy-Swing, New Gipsy Jazz bis hin zum Rumba-Flamenco mit Livebands aus Deutschland und den europäischen Nachbarländern. Das Festival zielt darauf, den Zuhörern diesen Musikstil näher zu bringen und an die Tradition Django Reinhardts, einem der berühmtesten Sinti-Musiker, anzuknüpfen.

Der Gypsy-Swing
Die Geschichte des Gypsy-Swing begann Mitte der 30er Jahre, als der Leiter des Pariser Jazzclubs „Hot Club de France“ den jungen Gitarristen Jean Baptiste „Django“ Reinhardt entdeckte, einen belgischen Sinti, der in einem Caféhaus-Orchester spielte. Wenig später entstand das Quintette du Hot Club de France, dessen damals einzigartige Besetzung bis heute den Prototyp der Gypsy-Swing-Ensembles darstellt. Django Reinhard teilte sich die Solisten-Rolle mit dem Violinisten Stephane Grappelli, während die Rhythmusgruppe ledig¬lich aus zwei Rhythmusgitarristen und einem Bassisten bestand. Es handelte sich also um eine Besetzung ausschließlich aus Saiteninstrumenten.

Wie Jazz allgemein ist auch der Gypsy-Swing eine Stil-Fusion, wobei Django Reinhardt die Musik der Sinti mit französischen Musette-Walzern und – als einziges nicht-europäisches Element – dem damals populären Swing-Jazz der USA kombinierte. Anders als im Swing-rhythmus üblich werden im Gypsy-Swing allerdings nicht alle vier Viertel in gleicher Weise betont, sondern nur jeweils das zweite und das vierte. Auch wenn der späte Django Rein¬hardt bereits mit Bebop experimentierte, halten die meisten Gypsy-Swing-Gruppen, die sich über den ganzen Globus verteilen, an dem von ihm entwickelten Swing-Stil und seiner En-semblebesetzung selbst heute noch fest.

Gypsy in Hildesheim – Musik verbindet Menschen
Die Präsentation der Gipsy-Swing-Konzerte in Hildesheim bereichern die musi-kalische Varietät im Kulturangebot der Stadt. Es zielt darauf ab, auf die reichhal-tige Musikkultur der Sinti hinzuweisen.

Das Hildesheimer Festival wird bereits zum 13. Mal durchgeführt , unter dem Motto "Miteinander statt Gegeneinander - mit Musik Vorurteile abbauen". Die Veranstaltung bietet jedes Jahr mit seinem kulturellen Angebot eine gemeinsame Grundlage für Begegnung. Die Veranstalter haben sich zum Ziel gesetzt, mit Musik Freundbilder entstehen zu lassen und Feindbilder abzubauen.
Die Organisatoren möchte mit dem Festival ein verständ-nisvolles und vorurteilsfreies Miteinander zwischen den deutschen Sinti und der Mehrheits-gesellschaft aufbauen und für ein friedliches und nachbarschaftliches Zusammenleben wer-ben.

Programminfo-Festival 2013: www.festival-django-reinhardt.de


Zeitungsartikel über das Django Reinhardt Festival von 2011 - Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 11. Juli 2011



Wenn der rote Gypsy-Mond strahlt
Memorial Django Reinhardt 11. Sinti Musik Festival – Gypsy International 2011

VON ANDREAS KREICHELT

Zwei kleine Mädchen tanzen vor einem Banner mit der Aufschrift „Sag Nein zu Rassismus“.
In die laue Sommernacht hinein schallt sanfter Jazz. Über allen wacht ein großes Bild von Django Reinhardt. Genau ihm, dem Erfinder des Gypsy – Swing, ist das Sinti Musik Festival – Gypsy International gewidmet. Und das Wetter spielt auch noch mit.

Die 1313 fertig gestellten Mauern der Burg Steuerwald sind in verschiedenen illuminiert. Da-vor die Bühne, von der aus dem einzigen in Europa entstandenem Jazz-Genre ausgiebig gehuldigt wird. Unbezahlbar ist der Blick auf die gesamte Szene, wenn bei klarem Himmel der Halbmond in der Dämmerung seinen Teil zur Stimmung beiträgt. Kurzum: Besser könn-ten die Rahmenbedingungen nicht sein, in dem der Verein Hildesheimer Sinti unter dem Motto „Miteinander statt Gegeneinander- Kulturen verbinden“ seine Kultur und Musik mit seinen Gästen teilen möchte. Hier kommt ein weiterer Faktor hinzu:
Die gastfreundliche Art, mit der die größte Sinti-Gemeinde Niedersachsens ihren Besuchern entgegen kommt. Die kommen aus ganz Deutschland angereist. Kein Wunder: „Es gilt als eins der bedeutendsten Festivals dieser Musikrichtung Deutschlands“, erklärt Vereins-Pres-sesprecher und Festival-Moderator Johannes Schulz. Unglücklich in diesem Jahr ist, dass zwei der insgesamt drei Festivals – das in Hildesheim und das in Koblenz – auf ein und den-selben Termin fallen. Ärgerlich für beide – die Szene teilt sich also auf zwei Standorte auf. Das Programm leidet darunter glücklicherweise nicht. Schon am Freitag gelingt ein überzeu-gender Spannungsbogen. Erstmals zeigt Anna Debicka, die Königin der prächtigen Röcke mit ihrer Tochter Natalia die Tanzkünste der polnischen und russischen Roma auf einem deutschen Festival. Die feurige Einleitung passt, denn jetzt soll ein musikalisches Feuerwerk gezündet werden. Die erste Rakete lässt das „Premier Swingtet“ aus Berlin steigen. Hier wird sich sowohl bei Liedern und Chansons der 20er und 30er Jahre bis hin zu Interpretationen von Stücken der Comedian Harmonists, Marlene Dietrich und Heinz Rühmann bedient. Ab¬soluter Star ist Gitarrist Ulrich Hoffmeier, bekannt von Max Raabe-Palastorchester. Es folgt die Formation „Django Deluxe“. Wie der Name uns verrät, wird hier den typische Stil des Großmeisters als Grundlage verwendet und mit Spielarten des heutigen Jazz kombiniert. Seit seinem zwölften Lebensjahr spielt Giovanni Weiß Gitarre. Entsprechend locker und si¬cher gelingt es ihm mit Kohe Reinhardt an der zweiten Solo-Gitarre, Robert Weiß an der Rhythmus-Gitarre und Jeffrey Weiß am Kontrabass mit zahlreichen Solo-Einlagen zu be-geistern. Das Publikum schätzt dies indem nahezu jede Höchstleistung an den Saiten mit Szene-Applaus gewürdigt wird. Und da das Feuer sowieso schon am lodern ist, gießt die Rumba-Flamenco-Formation „Rumbalea“ noch musikalisches Spiritus in die Flammen. Ge-rade für die jüngeren Besucher – unter 18-Jährige genießen übrigens bei freiem Eintritt – schlägt jetzt die Stunde. Die Stuhlreihen vor der Bühne weichen einer sich schnell füllenden Tanzfläche: Die aus Spanien angereiste Band versteht es unter anderem mit Cover-Versio-nen von Carlos Santanas „Maria, Maria“, die feiernde Masse noch stundenlang bei Laune zu halten. „Latscho Dibes“, also Guten Tag, heißt es auch am Sonnabend. Der Geruch der Sinti-Spezialitäten macht Lust auf mehr. Verkaufsschlager ist hier offensichtlich der „Halbe Meter“ Grillfleischspieß, der von dem zuweilen freudig mitsingenden Personal gereicht wird. Das mit Palmen und Sternenzelten geschmückte Festival –Gelände präsentiert sich noch gefüllter als am Vortag. Sogar die Fahrrad-Ausflüg¬ler müssen etwas suchen, um noch einen Parkplatz für ihr Transportmittel zu finden. Musika¬lisch liegt die Messlatte auch am Samstag Hoch. Für Staunen sorgt das „Gipsy Diamonds Quartett“ aus Bremerhaven. Hier spielt der Nachwuchs auf. Mit zarten 14 Jahren kommt Rhythmus-Gitarrist Forello Hoffmann um die Ecke, gefolgt vom 17 Jährigem Solo-Gitarristen Gimanto Hoffmann, dem 18 Jährigen Kalo Engelbert an der zweiten Rhythmus-Gitarre und dem 27 Jahren alten Gerry Williams am Bass. Die mögen es am liebsten richtig schön schnell, auch beim Klassiker „Schwarze Augen“ wird den flinken Fingern freien Lauf gelas-sen. Stilistisch bleibt es ganz im Andenken von Django Reinhardt. Auch beim Lulu Reinhardt & Rigo Winterstein Quintett, dass mit Gesangseinlagen von Moderatorin „Katjusha Kozubek“ exzellente Verstärkung bekommt. Gekrönt wird der gelungene Abend mit einem Besuch aus Frankreich –das „Sinti Swing Trio“ aus dem Süden Frankreichs bringt abschließend eine eigenständige Interpretation der Musik des hier allgegenwärtigen Vorbilds. Und eins ist klar: Django hätte sich mit Sicherheit sehr gefreut über die Liebenswürdigkeit dieses Festivals.

Link zur Fotoshow

Hier sind 3 Links zur Bildergalerie vom Fotograf Stefan Koppelmann

Freitag 05.07.2013

Samstag 06.07.2013

Sonntag 07.07.2013

Wir Sinti in Niedersachsen
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